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Dez 21

Nachbericht: Arbeitnehmer FIRST?

In mehr als zwei Stunden kamen auf der Podiumsdiskussion des Wirtschaftsclub Bamberg Mitte Februar einige Fragen zur aktuellen Arbeitsmarktsituation auf den Tisch. Wie sieht die Stellensituation momentan und in Zukunft aus? Welche Erwartungen haben die Arbeitnehmer:innen an ihren Arbeitsplatz? Und was können Arbeitgeber leisten, damit der Mitarbeiter bleibt? Über 150 Besucher:innen nahmen an der Podiumsdiskussion „Arbeitnehmer FIRST – Das Wunschkonzert der Arbeitswelt“ bei der Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH in Hallstadt teil.

Zum Einstieg gab es vier knackige Impulsvorträge, die das Thema von allen Seiten beleuchteten. Prof. Dr. Wolfgang Mauch, Aufsichtsrat beim Personalvermittler Rekruut, zeigte auf, wie Fachkräfte aus dem Ausland die deutsche Wirtschaft retten können. „Es reicht aber nicht nur, ausländische Fachkräfte in den Arbeitsmarkt zu bringen, sondern der Integrationsprozess muss vorbereitet und langfristig begleitet werden.“ Er verwies auf sein erfolgreiches 18-monatiges Programm zur Fachkräftezuwanderung. Prof. Bernd Fitzenberger, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, stellte dar, dass zwar generell mehr gearbeitet wird und viele Menschen in Teilzeit gerne mehr arbeiten würden, dass es jedoch in den sozialen Bereichen wie Erziehung, Pflege und Gesundheit einen gravierenden Personalmangel gäbe. „Die Nichtbesetzung von Stellen ist der größte Wachstumshemmer in der Unternehmenswelt geworden.“ Bis 2040 würden über alle Branchen eine Million Stellen komplett verloren gehen, weil es keinen Nachwuchs gibt.

Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender Bosch Bamberg und Mitglied des Aufsichtsrates bei Bosch Gesamt sowie Vorstandsmitglied IG Metall, machte bewusst, wie stark das Werk Bamberg Einfluss auf die gesamte Arbeitsplatzsituation in der Region hat. „Der Wandel in der Automobiltechnik darf nicht zur Deindustrialisierung führen.“ Durch den Fokus auf neue Energieträger wie Wasserstoff und deren technische Anwendungsbereiche, aber auch eine Arbeitszeitabsenkung ohne Lohnausgleich, wolle Bosch Bamberg die vielen Arbeitsplätze für die Zukunft sichern. Doch wie zieht man Nachwuchs an, um die vielen freien Stellen besetzen zu können? Rolf Beyer, Vorstandsvorsitzender der Unternehmensberatung sanosense AG, merkte an, dass es den Mitarbeitenden gar nicht auf die vielen Benefits oder ein hohes Gehalt ankäme, sondern eher auf „weiche, emotionale“ Faktoren wie ein gutes Verhältnis zu Kollegen, die Führungskraft oder Entwicklungsperspektiven. „Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und diese zu bedienen, denn daraus speist sich die Motivation des Mitarbeitenden und auch seine langfristige Bindung an den Arbeitgeber.“

Auf der Podiumsdiskussion mit Moderator Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Rolf Beyer, Prof. Bernd Fitzenberger, Mario Gutmann, Prof. Dr. Wolfgang Mauch sowie Wilfried Kämper (Geschäftsführer Magnat Bauelemente GmbH), Monika Seucan (Geschäftsführerin Centron GmbH) und Marc-Stephan Vogt (Geschäftsführer marcapo GmbH) konnten die Gäste weitere Fragen stellen. Präsentiert wurde die Veranstaltung von der VR Bank Bamberg Forchheim, der IHK Oberfranken Bayreuth, der Magnat Bauelemente GmbH und der EBF Elektro-Bau-Franken GmbH.

Fotos von www.claus-riegl.de