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Feb 09

Nachbericht: 15 Jahre WCB – Dirk Bauermann

Der Bamberger Meistermacher von 2005 und 2007 Dirk Bauermann kam, sah und ließ insbesondere den ersten Titelgewinn sehr emotional wieder lebendig werden. Dann übertrug er – auf Einladung des Wirtschaftsclubs Bamberg – seine immense Erfahrung, resultierend aus seiner 37-jährigen Tätigkeit als Vereins- und Nationalmannschafts-Trainer in insgesamt elf Ländern – darunter China, Russland, Iran und zuletzt Tunesien – auf Prozesse in Wirtschaftsunternehmen. Den beiden Vorständen Wilfried Kämper und Wolfgang Heyder, der zusammen mit dem Gastredner als Erbauer von „Freak City“ gilt, war es vorbehalten, die „Wahnsinns-Momente“ mit der ein oder anderen Anekdote in Erinnerung zu rufen. Bauermann nahm den Ball dankend auf, erzeugte mit einem Video des Finalsieges Gänsehaut-Atmosphäre und stellte – ohne komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge – seine Philosophie dar.

Emotionale Kraft entwickeln

„Funktionieren auf hohem Niveau kann nur mit einem intakten Umfeld stattfinden, dazu muss eine entsprechende Kultur, die es in Bamberg ja schon gab, existieren und schließlich mit Visionen groß gedacht werden, um eine besondere emotionale Kraft zu entwickeln“, betonte der 65-Jährige, der aktuell beim DBB als Nachwuchskoordinator engagiert ist. „Aus wahrgenommenen Schwächen – Bamberg sei ja so ,klein‘ – haben wir uns gestärkt und einen Weg gefunden, um erfolgreich zu sein“, lautete die Devise, die darin mündete, mit hoher physischer Präsenz zu spielen und Akteure mit hohem Basketball-IQ zu rekrutieren. „Wir haben oft ob unserer Spielweise viel Kritik bekommen, aber umso intensiversind wir unseren Weg gegangen.“

Übersetzt heißt das: Teamkultur und Identität sind im Sport und im Wirtschaftsleben unabdingbar. Auch müsse man bei der Frage „Prozess oder Ergebnis?“ darauf achten, dass man sich kurzfristig nicht auf das Ergebnis verenge. „Bei mir lag der Fokus klar auf dem Prozess“, so Bauermann. Als „ein Freund harter Arbeit und ein Feind von Mittelmaß sind unpopuläre Entscheidungen unumgänglich. „Eigene Werte umsetzen, Rückgrat beweisen und kein Selbstmitleid, aber immer mit kritischem Blick in den Spiegel schauen“, rief er den Wirtschaftlern und Fans zu.

Geschichte lässt sich wiederholen

Auch ein Scheitern gehört zum Unternehmertum und dem Sport. In diesem Zusammenhang führte er seine völlig überraschende Entlassung beim FC Bayern 2012 an. „Hat sehr weh getan, da darf man auch Gefühle zulassen, Trauer und Frust, dann aberselbstkritisch die richtigen Konsequenzen ziehen.“

Bauermanns sehr unterhaltsames „Kibbeln“ mitseinem damaligen Geschäftsführer Wolfgang Heyder verlieh dem ZweiStunden Abend eine besondere Note. Dass sich der Olympia-Coach von 2008 und neunfache Meister-Trainer zur aktuellen Situation von Brose Bamberg bedeckt hielt, ist verständlich. „Bamberg ist ein Juwel, im Moment etwas verborgen, kollektive Identität muss wieder geschaffen werden, wenn die Begeisterung von damals wieder erzeugt werden soll. Warum ist die Geschichte nicht wiederholbar? Es geht auch viel mit weniger Geld als viele glauben, wenn die Werte passen.“

Quelle: Fränkischer Tag, 1./2. April 2023

Fotos: www.claus-riegl.de